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Über SIB – Mit Sprechen besser atmen.

Ohne Atmen ist kein Sprechen möglich. Umgekehrt hat das Sprechen auf die Atmung Einfluss: Vokale und Konsonanten modifizieren die Ausatmung. Sound Informed Breathing nutzt Laute, Silben und rythmische Sätze zur gezielten Atemtherapie.

Wie Atmung und Laute zusammenhängen

Wie Atmung und Laute zusammenhängen

Jedem Laut liegt ein entsprechender Atemvorgang zu Grunde. Er verändert die Atmung durch den Widerstand gegen den Atemstrom am betreffenden Artikulationsort (Lippen, Zunge, Gaumen, Kehlkopf). Der Laut «H» als Ausruf «Ha» gesprochen, verlangt nur die Stimmritze als Widerstand.
Der Laut «M» hingegen sowohl die geschlossenen Lippen, die den Atem durch die Nase leiten, als auch die Stimmritze, deren Verschluss den Laut stimmhaft macht. So wird der Atemstrom beim Sprechen immer zurückgestaut und durch die Laute spezifisch an verschiedene Orte im Körper gelenkt.

Wofür eignet sich SIB?

SIB eignet sich zur Steigerung des Wohlbefindens, aber auch unter Anleitung von zertifizierten Praktizierenden zur Behandlung von Atemstörungen und Atemerkrankungen*. Diese können durch psychische Belastung (z. B. Angst und Aufregung) oder körperliche Einflüsse (Erkrankungen der Lunge und der Atemwege) entstanden sein.
*Zur Anwendung bei Störungen und Erkrankungen ist eine vollständige Aus- oder Weiterbildung erforderlich. Die Autoren übernehmen keine Verantwortung für Schäden oder Probleme, die durch unsachgemässe Ausführung der Übungen entstehen können.

Merkmale der SIB-Atemtherapie

Die Atmung wird moduliert, indem die Aufmerksamkeit auf die Laute, Silben, Rythmen und Sätze gelenkt wird, die den Atem gezielt fordern und fördern.
Ein gesunder Rythmus stellt sich nach Interventionen über die Sprache von selbst ein.
Durch längeres Üben werden nachhaltige Verbesserungen erreicht.
Zeichnung: Estella Mare

Die Therapieziele von Sound Informed Breathing

Alle SIB-Übungen dienen mehreren Zielen gleichzeitig, wie auch die meisten Störungen mehrere Atemdimensionen berühren.
1. Atemfülle
Das Erlebnis, die physiologische Atemkapazität wirklich ausschöpfen und nutzen zu können.
2. Atemweite
Wir erleben uns atmend nicht auf die Brustorgane beschränkt, sondern in Verbindung mit dem ganzen lichterfüllten und energiespendenden Luftumkreis.
3. Atemtiefe
Die Atmung bewegt die Bauchdecke bis hinunter zur Blasenregion und bindet an das dort befindliche Energiezentrum (Wurzel des «Atembaumes») an. Zur Tiefatmung gehört auch die sehr effiziente Flankenatmung.
4. Atemrhythmus
Ein- und Ausatmung folgen sich spontan und gleichmässig. Die Aufmerksamkeit ist frei und kann den Körperatem «loslassen».
5. Atempause
Nach der Ausatmung liegt eine kleine Atempause, die bei Hyperventilation gezielt verlängert werden muss.
6. Atemgleichgewicht
Ein- und Ausatmung dauern nicht unbedingt gleich lange, aber es folgt der Aufnahme von Luft (Sauerstoff) und Sinneseindrücken bei der Einatmung ein entsprechendes Befreien von Kohlendioxid und sekundär von zu viel «Eindrücken» bei der Ausatmung.
7. Atemlösen
Durch den mit Lauten gelenkten Atem können Verspannungen im Brust- Schulter- Bauch und Beckenbereich sowie sekundär im ganzen Körper gelöst werden.

Wie wird eine SIB-Atemtherapie erfolgreich? 

Nebst einer präzisen Artikulation, korrekten Bewegungen ist auch die zeitliche Koordination wichtig.
Präzise Artikulation
Der Laut oder die Silbe müssen klangvoll und präzise an der richtigen Artikulationsstelle gesprochen werden. Deshalb sollte die Artikulation vor der Verbindung mit Bewegungen geübt werden.
Korrekte Bewegungen
Die atembegleitenden Bewegungen müssen korrekt durchgeführt sein.
Zeitliche Koordination
Lautbildung, Atmung und Bewegung müssen dynamisch und zeitlich koordiniert werden.

Die Atmung

Unsere direkt erfahrbaren Körperrhythmen sind Puls und Atmung. Beide wirken aufeinander. Eine tiefe langsame Atmung beruhigt und rhythmisiert den Pulsrhythmus bei Entspannung und im Tiefschlaf. Die Pulsantwort auf die Atmung wird medizinisch – eigentlich irreführend – als respiratorische Sinusarrhythmie bezeichnet. Korrekt wäre, statt «Sinusarrhythmie» (Unregelmässigkeit) den Ausdruck «Sinuseurhythmie» (harmonischer Rhythmus) zu verwenden.
Im Wachen und beim normalen Sprechen verlaufen beide Rhythmen unabhängiger voneinander. Der Atemrhythmus passt sich dem Sprechen an, der Pulsrhythmus dient der regelmässigen Energieversorgung. Intensive Gefühle wie Freude, Angst, Aufregung, Schmerzen oder Stress lassen beide Schwingungen auseinanderfallen.
Dies ist möglich, weil der Atemrhythmus durch zwei unabhängige Gehirnregionen gesteuert ist. Einerseits unveränderlich und unbewusst durch das Atemzentrum im Hirnstamm. Andererseits können wir diesen Grundrhythmus bewusst (vom Grosshirn aus) übersteuern. Erst dadurch sind menschliche Tätigkeiten wie Sprechen, Singen, Tauchen und vieles andere überhaupt möglich. Die Atmung ist somit willentlich beeinflussbar, aber deshalb auch störanfällig. Im Wachen sind Zeiten ruhiger, gleichmässiger, körperorientierter Atmung selten.
Der Pulsrhythmus ist weitgehend dem Bewusstsein entzogen und reagiert vor allem auf den physiologischen Bedarf des Körpers. In viel geringerem Mass als der Atemrhythmus wird er durch seelische Einflüsse über Hormone, die beispielsweise in Folge von Stress, Freude oder Verzweiflung ausgeschüttet werden, verändert. Ein immer neu entstehendes, harmonisches Zusammenspiel beider Rhythmen ist die Grundlage guter Gesundheit und Wohlbefinden.

Atemstörungen

Charakteristisch für viele Atemveränderungen und -störungen ist ihr enger Zusammenhang mit dem psychischen Befinden, sowohl bei angenehmen als auch bei unangenehmen Zuständen. Alle stärkeren Emotionen und Reaktionen wie Schreck, Angst, Stress aber auch Freude, Erregung und Anspannung wirken direkt auf die Atmung und werden so körperlich erfassbar. Der Atem stockt, wird angehalten, flach, flatternd, langsam und tief oder schnell und hechelnd. Die Wirkrichtung von der Psyche auf den Körper kann als psycho-somatisch bezeichnet werden. Es gilt aber auch das Umgekehrte. Bewusstes, ruhiges und tiefes Atmen lösen emotionale Spannungen und Stresserleben, während schnelle flache Atmung Gefühle von Angst bis zur Panik verursachen kann. Wir können hier von einer somato-psychischen Wirkung sprechen. So besteht im Wachen ein ständiges Wechselspiel zwischen Gefühlen und Atmung, eine tiefe dialogische Beziehung zwischen Psyche und Körper.
Schwere Erkrankungen der Bronchien und der Lunge bleiben oft lange ausserhalb des Bewusstseins (z.B. Lungenkrebs), während alle Einschränkungen der Durchgängigkeit von Mund, Nase, Kehlkopf und Bronchien sofort irrigieren. Schon bei einer leichten Erkältungen mit Schleimbildung reagieren wir hoch sensibel durch Mehratmung. So neigen viele Menschen dazu, bei Behinderungen der Atmung zu viel zu atmen, d.h. latent oder akut zu hyperventilieren. Durch den absinkenden Kohlensäuregehalt im Blut neigt dann der Körper zu Kribbeln und Krämpfen in den Händen mit Druckgefühl auf der Brust. Latente, leichte Hyperventilation äussert sich in Müdigkeit und Infektanfälligkeit bzw. Überempfindlichkeit der Schleimhäute.
Mangelnde Ausatmung, sowohl körperlich als auch im übertragenen Sinne psychisch (Überbeeindruckt-Sein), führt zu Verkrampfungen in Schultern, Brustkorb und Zwerchfell und begünstigt eine Flach- oder Hochatmung. Dadurch leidet der wichtige Dialog mit dem Pulsrhyhtmus.

Übungen von SIB als Video

Über das Übungsportal können Klient:innen und Praktizierende mithilfe von praktischen Übungsvideos SIB-Übungen gegen eine Jahresgebühr erlernen oder auffrischen.

Jede Übung wird in einer Grundversion als Video gezeigt. Weitere Durchführungsmethoden und Ziele der Übung sowie Indikationen und Kontraindikationen sind beschrieben.

Wer hat SIB entwickelt?

Wer hat SIB entwickelt?

Sound Informed Breathing (SIB) wurde durch den Schweizer Drama- und Sprachtherapeuten Dietrich von Bonin zusammen mit Kolleginnen und Kollegen im In- und Ausland entwickelt. 
Die dargestellten Interventionen haben sich in jahrelanger Anwendung durch zahlreiche Fachpersonen bewährt und ihre Wirkung wurde in wissenschaftlichen Studien dargestellt.

Dietrich von Bonin

Dietrich von Bonin ist diplomierter Kunst­therapeut (ED), Fachrichtung Drama- und Sprach­therapie und Kunst­therapeut SVAKT für Therapeut­ische Sprach­gestaltung. Er führt eine Praxis in Bern, ist Präsident der Qualitäts­sicherungs­kommission der höheren Fach­prüfung Kunsttherapie und hält regelmässig Kurse und Vorträge an inter­nationalen Seminaren. Weiter ist er Autor verschiedener Publikationen zum Thema Kunst- und Sprach­therapie.

Dietrich von Bonin ist Vater von drei erwachsenen Töchtern und lebt in der Region Bern, Schweiz.
Sprachtherapeut Dietrich von Bonin

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